Immer wieder begegnet uns in der Praxis die Frage nach dem geeignetsten Content Management System (CMS) für ein Website-Projekt. Sehr oft wird dann vom Auftraggeber selbst „WordPress“ ins Spiel gebracht, da dieses System sehr weit verbreitet ist und im Ruf steht, einfach bedienbar zu sein.
Doch so eindeutig ist die Sache nicht. WordPress hat gegenüber anderen Content Management Systemen, vor allem im Bereich Sicherheit, auch gravierende Nachteile und ist daher oft definitiv nicht die beste Wahl.
In der nachfolgenden Übersicht finden Sie einen Vergleich zwischen WordPress und dem ebenfalls sehr bekannten CMS „Typo3“.
Ursprung
WordPress
Typo3
Allgemeine Info
WordPress
- WordPress wurde ursprünglich für Blog-Webseiten entwickelt und erst später durch viele (externe) Plugins zum CMS erweitert.
- Die Konfiguration und Bedienung für einfache Webseiten ist auch für Nicht-Entwickler relativ unkompliziert, daher hat sich Wordpress weltweit rasch verbreitet (ca. 40% der Webseiten sind mit Wordpress umgesetzt).
- Dadurch ist es allerdings auch bei Hackern sehr beliebt, weshalb Updates sowohl von WordPress als auch von allen installierten Plugins unbedingt zeitnah eingespielt werden sollten.
Typo3
- Typo3 war schon immer als Enterprise CMS konzipiert und ist auch für komplexe und mehrsprachige Webseiten gut geeignet.
- Die technische Konfiguration verlangt Fachwissen.
- Typo3 ist vor allem im deutschsprachigen Raum weit verbreitet.
- Für die Weiterentwicklung von Typo3 gibt es eine zeitlich genau definierte Roadmap, welche die Unterstützung einer LTS Version mit Sicherheitsupdates für 3 Jahre und alle 1,5 Jahre neue LTS Versionen mit neuen Features vorsieht. Dadurch sind größere Updates gut planbar.
Grundlegende Ausrichtung
WordPress
- WP war eine Blog-Software und hat sich erst nach und nach zu einem CMS entwickelt.
- Es eignet sich am besten für einsprachige Blogs und kleine bis mittelgroße Webseiten mit flacher Navigationsstruktur, die keine speziell hinzuprogrammierten Funktionalitäten benötigen.
Typo3
- Typo3 war schon immer als Enterprise CMS konzipiert und eignet sich auch für größere Website-Projekte mit komplexeren Funktionalitäten (z.B. Anbindungen an Schnittstellen etc), erweiterten Frontend Rechteverwaltungen (z.B. Sichtbarkeit von Seiten) und mehrsprachigen Webseiten.
- Auch im Backend ermöglicht Typo3 eine komplexe Rechteverwaltung (z.B. Einschränken der Bearbeitungsrechte auf Seitenebene, Contentelement-Typen, Modulen etc.).
Bedienbarkeit für die Content-Wartung
WordPress
- WP benutzt keinen Seitenbaum in der Wartungsoberfläche, die Menüstruktur für das Frontend wird in einem eigenen Modul eingestellt.
- Solange die jeweilige Website klein ist und ohne individuelle Funktionalität bzw. ohne viele Plugins auskommt, ist die Bedienung einfach.
- Ist eine Website umfangreicher oder bietet viele Funktionen, so steigt auch die Komplexität der Wartung überproportional stark an, da es keinen Seitenbaum gibt und viele Funktionen über das gesamte System bzw. die genutzten Plugins „verstreut“ sind. WordPress wird in einem solchen Fall sehr schnell sehr unübersichtlich.
- Seiten werden grundsätzlich über den Gutenberg-Editor aufgebaut.
Typo3
- Typo3 benutzt einen Seitenbaum in der Benutzeroberfläche, was die Bedienung intuitiver werden lässt. Die jeweiligen Seiten können direkt ausgewählt werden.
- Da Typo3 auch für größere Projekte ausgelegt ist, hat es aber von Grund auf wesentlich mehr Funktionen als WP. Daher ist es auf den ersten Blick auch etwas komplexer zu bedienen.
- Steigt der Umfang bzw. die Funktionsvielfalt einer Website an, so kommt die logische Struktur von Typo3 auch in Bezug auf die Website-Wartung immer positiver zur Geltung.
Sicherheit
WordPress
- WP ist das am meisten genutzte CMS weltweit und daher besonders im Fokus der Hacker.
- Sehr viele Funktionen sind aber nur mit Plugins von externen Entwicklern realisierbar. Viele dieser Plugins sind nicht ausreichend sicher programmiert und daher sind die Plugins fast immer das Einfallstor für Hacker. Dieses Sicherheitsproblem ist auch einer der Hauptkritikpunkte an WordPress.
Typo3
- Typo3 ist ebenfalls weit verbreitet (besonders im deutschsprachigen Raum), aber im Vergleich zu WordPress gibt es deutlich weniger Installationen.
- Viele Funktionen sind bereits im CMS selbst integriert. Daher werden wesentlich weniger Erweiterungen benötigt.
- Bei der Entwicklung von Typo3 wurde der Fokus schon immer auch auf Sicherheit gelegt. Typo3 hat eine zeitlich fix definierte Roadmap, dadurch stehen Sicherheitsupdates ohne Funktionsänderungen 3 Jahre gratis zur Verfügung.
- Seit Version 11 unterstützt Typo3 standardmäßig Multifaktor-Authentifizierung für das Backend.
Update-Zyklen
Nur ein System (inkl. aller verwendeten Erweiterungen), das immer am aktuellen Stand ist, bietet bestmöglichen Schutz.
WordPress
Neue Versionen von WordPress werden zwar mit einem potentiellen Veröffentlichungsdatum angekündigt, diese verschieben sich allerdings auch oft um einige Monate. Dadurch sind Versionssprünge, welche Funktionsänderungen beinhalten, nur schwer planbar.
Typo3
Typo3 folgt seit der Einführung der LTS (Long-Term-Support) Versionen einem fixen Zeitplan. Alle 1,5 Jahre wird eine neue LTS Version mit neuen Funktionen veröffentlicht. Jede LTS Version wird insgesamt 3 Jahre lang gratis mit Sicherheitsupdates unterstützt, danach kann man einen kostenpflichtigen Extended Long Term Support erwerben. Durch den fixen Zyklus sind Updates gut planbar.
Erweiterungen
WordPress
- Plugins sind oft schon für einfache Anforderungen (z.B. erweiterte SEO Einstellungen) notwendig
- Plugins oft kostenpflichtig
- Entwicklung eigener Plugins möglich
Typo3
- Extensions nur für spezielle Anforderungen notwendig
- Großteil der Extensions gratis
- Entwicklung eigener Extensions möglich
Geschützte Bereiche auf einer Website, die mittels Login der User erreichbar sind
WordPress
- Eignet sich weniger für Frontend-Logins (keine Trennung Backend- und Frontend-User)
- Eigenes Frontend-Login nur mit Plugin möglich
- Geschützter Bereich nur mit externen Plugins möglich
- Geschützte Downloads nur mit externen Plugins möglich
Typo3
- Für komplexe Benutzerverwaltung auf der Webseite geeignet (klare Trennung von Backend- und Frontend-Usern)
- Eigenes Frontend Login standardmäßig vorhanden
- Jede Seite und jedes Content-Element kann mit einer Frontend-User Gruppe versehen werden.
- Geschützte Downloads nur mit Plugins möglich
Technischer Wartungsaufwand bei Updates
WordPress
- Aufgrund der regelmäßigen Updates von WordPress sowie den installierten Plugins und den damit eventuell einhergehenden Feature-Änderungen hoher Testierungsaufwand bei jedem Update.
Typo3
- Sicherheitsupdates bringen keine Feature-Änderungen mit sich. Sie sind daher im Normalfall schnell eingespielt und benötigen nur eine Grobtestierung.
- Wechsel zur nächsten LTS-Version aufwendiger, allerdings wird die LTS-Version insgesamt 3 Jahre lang mit Sicherheitsupdates versorgt. Ein Extended Support (kostenpflichtig) ist für weitere 3 Jahre möglich.
Mehrsprachigkeit
WordPress
- WordPress bietet keine native Unterstützung für mehrsprachige Webseiten.
- Mehrsprachigkeit nur über Plugins möglich
Typo3
- Typo3 bietet native Unterstützung für mehrsprachige Webseiten.
- Typo3 ist Multi-Domain fähig (mehrere Domains verwenden dieselbe Typo3 Installation).
SEO-Optimierung
WordPress
- Sprechende URLs
- URL-Management bei komplexen Seiten unübersichtlich (kein Seitenbaum, nur Elternseite wählbar)
- Vorkonfigurierte Basis SEO Einstellungen standardmäßig nur für gesamte Webseite möglich
- Individuelle Einstellungen pro Seite nur über Plugins möglich
Typo3
- Sprechende URLs
- Übersichtliches URL-Management (Seitenbaum)
- Vorkonfigurierte Basis SEO Einstellungen
- Für jede Seite individuelle Einstellungen für Title, Meta Description, Meta Keywords, Canonical Link, Index und Follow Attribut
Social Media Share Optionen (Festlegung was angezeigt wird, wenn eine Seite z.B. auf Facebook geteilt wird)
WordPress
Ja, aber nur über Plugin möglich
Typo3
Ja, für jede Seite individuelle Einstellungen für Facebook (Bild, Titel, Beschreibung) und Twitter (Bild, Titel, Beschreibung) möglich
Verwaltung von Bildern und Videos in der Content-Wartung
WordPress
- Vom Grundsystem her keine Ordnerstruktur möglich. Alle Bilder und Videos werden in einem einzigen Ordner gespeichert.
- Ordnererstellung nur über Plugin möglich
Typo3
- Erstellen von Ordnern zur Strukturierung möglich
- Erweiterte Metadaten (z.B. Copyright möglich)
Fazit
Welches CMS besser geeignet ist, hängt grundsätzlich von 2 Faktoren ab:
- Funktionsumfang und inhaltlicher Umfang der Website
- Kenntnisse des Entwicklerteams
Gründe für Typo3
Typo3 ist wesentlich flexibler was den Einsatzbereich betrifft. Dadurch erfordert es für Programmierer mehr Einarbeitung und ist für Redakteure etwas komplexer (aber logischer strukturiert) in der Wartung. Arbeitet man aber als Redakteur regelmäßig mit Typo3, so ist es durch seinen logischen Aufbau und den Seitenbaum, den es bei WordPress nicht gibt, effektiver zu bedienen als WordPress.
Typo3 eignet sich besser für umfangreichere Websites oder Websites mit individuell programmierten Funktionalitäten. Wenn die künftige Erweiterbarkeit und Skalierbarkeit einer Website wichtig ist, dann ist Typo3 zu bevorzugen.
Typo3 ist das sicherere System.
Gründe für WordPress
Wenn das Entwicklerteam über kein Know-how in Bezug auf Typo3 verfügt, sollte eher WordPress verwendet werden. (Wenn das Entwicklerteam bei beiden Systemen gleiche Kenntnisse hat, dann ist Typo3 zu wählen.)
WordPress ist auch bei einfach aufgebauten Seiten (wie beispielsweise ein Blog oder eine Portfolio Seite) zu bevorzugen, die von Personen ohne jeglichen Webwartungskenntnissen bearbeitet werden, denn die grundlegende Einarbeitung in die Basics der Webwartung geht bei einfach aufgebauten Websites bei WordPress schneller.
Prinzipiell gilt: Alles was WordPress kann, kann auch Typo3 – aber nicht umgekehrt.
Diesen CMS-Vergleich gibt es auch als PDF zum downloaden.